Landfrauen

Schwäbische Post 12.05.2022

Warum Frauen einfach mehr wagen sollten

Weltfrauentag Top-Mangerin Antia Alonso spricht über Frauen in          MINT-Berufen, Familie und Arbeitsverteilung.

Aalen. Frauen sind unterdurchschnittlich vertreten in sogenannten MINT-Berufen – MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.  Die Physikerin und Top-Managerin Antia Alonso ist eine von ihnen
und sprach online über Beruf, Karriere und Familie. 
 
Eingeladen hatten die katholische Erwachsenenbildung (keb), der Kreis-frauenrat Ostalb sowie Business Professional Women Stuttgart im Rahmen
des Programms zum Weltfrauentag. 
 
Antia Alonso kommt aus Spanien, hat Physik studiert und leitet einen Geschäftsbereich der Zeiss-Unternehmensgruppe. Aktuell trägt sie Verantwortung für 150 Mitarbeitende. Im Gespräch mit Birgit Elsasser (keb) erzählt sie von ihrem Werdegang. Sie sei in einer „ganz normalen“ Familie groß geworden. Frauen und Männer hätten gearbeitet. „Man brauchte zwei Gehälter. Jeder musste seinen Beitrag leisten, um Chancen für seine Kinder zu bieten“, sagt sie. 
 
Was öffnet mir mehr Türen, bietet mehr Möglichkeiten? Das war die Frage, die sie sich stellte, als sie sich für
ein Studium entscheiden sollte. Sie wählte Physik, obwohl sie auch in Literatur gut gewesen sei. „Eine gewisse Abenteuerlust war schon dabei“, erinnert sich Antia Alonso. 
 
Werden Frauen im naturwissenschaftlichen Bereich ernst genommen, wie geht man mit Grenzen um? „Jeder stößt an Grenzen“, sagt die Physikerin, „man muss fokussiert sein und klare Ziele haben.“ Man solle offen sein für unterschiedliche Kulturen und Probleme nicht zu persönlich nehmen. 
 
Birgit Elsasser bringt die gesellschaftliche Prägung Westdeutschlands ins Spiel, die Erwartungshaltung, dass Frauen für die Familienarbeit und die Männer für die Finanzierung zuständig sind. Beziehungsweise Frauen parallel zum Beruf die Familie managen. „Wenn wir intelligente Menschen sind, hinterfragen wir den Status quo“, sagt Alonso. „Man hat immer eine Wahl. Das ist Freiheit.“ Es gebe Frauen, die gern zu Hause bleiben,
aber auch Männer, die gern in Teilzeit arbeiten würden. „Jeder nach seinen Skills und Interessen.“ Man müsse sich fragen, was einen zufrieden macht. „Wenn ich immer gemacht hätte, was mir gesagt wurde, dass ich tun soll, wäre ich nicht da, wo ich bin“, sagt die Mutter eines Sohnes. Sie plädiert dafür, Entscheidungen als Familie zu treffen sowie Hilfe anzunehmen und diese als Investition zu sehen. 
 
Was hält sie von dem Modell Teilzeit für alle? Grundsätzlich finde sie Teilzeit für Frauen und Männer gut, weil
sie Flexibilität in bestimmten Lebensphasen biete. Aber nicht als generelles Modell. „Weil wir damit nicht die Gesellschaft voranbringen, die ja mit anderen Gesellschaften konkurriert“, erklärt Alonso. Sie warnt vor der „Teilzeitfalle“ und rät Frauen diesbezüglich, auch an den Fall einer Scheidung oder die Rente zu denken. 
 
Einige der 20 zugeschalteten Teilnehmerinnen melden sich mit Fragen zu Wort. Eine Gymnasiallehrerin beklagt, dass Mädchen nach wie vor herkömmliche Wege in der Berufswahl gehen. Es sei schwer, sie für MINT-Berufe zu begeistern. Mädchen bräuchten Vorbilder, sagt die Pädagogin. Antia Alonso zeigt sich bereit, in die Schule kommen.⋌Beate Krannich

 

Interview: 

Häusliche Pflege ist meist Frauensache

Hier greift das althergebrachte Rollenbild, sagt Nicole Bühler von der Stadt Ellwangen

Die Leiterin des Sozialen Bereichs der Stadt Ellwangen, Nicole Bühler.
(Foto: gäss) 

Es kommt nicht von ungefähr, dass die meisten pflegenden Angehörigen weiblich sind.

Redakteurin Sylvia Möcklin sprach darüber mit der Leiterin des Sozialen Bereichs und Beauftragten für Familien, Frauen, Jugend und Senioren, Nicole Bühler.


Können Sie bestätigen, dass mehr Frauen die häusliche Pflege eines Angehörigen übernehmen als Männer?
Ja, die meisten Anfragen bei mir für eine Beratung kommen von weiblichen pflegenden Angehörigen. Ganz geringfügig melden sich auch Männer zu Wort. Als Beauftragte für Familien, Frauen, Senioren und Soziales bin ich Ansprechpartnerin für alle Personengruppen, die eine Beratung im sozialen Bereich möchten.

Woran liegt es, dass meist Frauen zuhause die Pflege übernehmen?
Wir haben es mit dem althergebrachten Rollenbild zu tun, das zeigt sich nach wie vor ganz deutlich. Demnach sind Frauen für die Care-Arbeit zuständig. Für die Familie da zu sein, sich zu kümmern, hilfsbereit zu sein, wird hauptsächlich den Frauen zugeschrieben.

 

 

Gilt das auch für die Familie des Ehemannes?
Das ist miteinander verknüpft. Oft hatte die Frau bereits die Kindererziehung übernommen. Dafür hatte sie eine Auszeit vom Beruf genommen und ist später meist in Teilzeit in den Beruf zurückgekehrt. Die Männer üben ihren Beruf dagegen meist dauerhaft in Vollzeit aus. Deshalb ist es oft naheliegend in Betracht zu ziehen, dass die Ehefrau nun auch die Pflege der Eltern oder der Schwiegereltern übernimmt. Allerdings muss man trotzdem
auch sagen, dass sich auch die Söhne um die Pflege ihrer Eltern kümmern. Aber sie engagieren sich oftmals dahingehend, deren Pflege zu organisieren, wenn eine häusliche Pflege nicht in Betracht kommt. Vermehrt kommen Fragen auf, welche Angebote es gibt, wo sie welche Hilfen erhalten.

Was raten Sie Frauen?
Mein Rat ist geschlechterunabhängig. Jede Person darf selbst entscheiden, inwieweit die Pflege eines Angehörigen für sie in Betracht kommt. Vor der Entscheidung muss klar sein: Was kommt auf mich zu?
Was kann ich selbstständig leisten? Fühle ich mich dazu in der Lage und fit genug? Die Pflege eines Menschen kann körperlich und psychisch sehr anstrengend sein, dass muss man mit bedenken. Wenn man sich das zutraut, sich dafür fit genug fühlt, dann kann es sehr erfüllend sein, einen Angehörigen zu pflegen. Man kann viel Zeit miteinander verbringen, was andernfalls nicht mehr möglich wäre. Aber wenn man an seine Grenzen stößt,
sollte man Hilfe annehmen und sich auch aktiv Hilfe suchen.

Wie kann man die Familie einbinden?
Wenn eine Familie aus mehreren erwachsenen Kindern besteht, rate ich dazu, die Themen gemeinschaftlich zu besprechen, statt dass die hauptsächlich pflegende Person alles alleine entscheiden muss oder kann. Denn oft führen Pflegebedürftigkeit und Tod in einer Familie zu Streit unter den Angehörigen. Dabei spielen sowohl Beziehungsthemen als auch Finanzielles eine Rolle. Deshalb sollte man von vornherein gemeinschaftlich handeln.
Was würden Sie den Männern raten?
Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Männer der Care-Arbeit Anerkennung und Unterstützung entgegenbringen. Dass sie sehen, was die pflegende Person leistet. Auch, wenn die Aufgabe nicht mit Geld honoriert wird, sollte deren Anerkennung deutlich werden. Ich möchte aber auch sagen, dass Männer nicht gänzlich an der Pflegearbeit vorbeigehen. Es gibt auch Männer unter den pflegenden Angehörigen.

Wo erhalten pflegende Angehörige in Ellwangen zusätzlich Rat und Unterstützung?
Beim Pflegestützpunkt, der auch Beratungsstunden in Ellwangen anbietet. Ein gutes Ohr für pflegende Angehörige haben auch der Seniorenrat sowie Christine Class mit dem Gesprächskreis für pflegende Angehörige.

Hier gibt es Infos: Das Beratungsbüro Ellwangen des Pflegestützpunkts Ostalbkreis ist unter
Telefon 07961 / 567-3403 zu erreichen.
Die Supervisorin Christine Class ist erreichbar unter Telefon 07361/32183 oder per E-Mail unter
info@christine-class.de

Ipf- und Jagstzeitung 14.02.2022
 

 

Pflege: Angehörige fordern Unterstützung

Bundestagsabgeordnete Dr. Inge Gräßle hört Frauen aus dem Gesprächskreis zu.

Die Gesprächsgruppe für pflegende Angehörige in Aalen (von links):
Sieglinde Abele, Irmgard Schlotterer, die Bundestagsabgeordnete Dr. Inge Gräßle, Supervisorin Christine Class, Rita Groß und Annegret Schatz.
Bei dem Austausch dabei war ebenfalls Margot Wagner, die Sprecherin des Kreisfrauenrats Ostalb. (Foto: Möcklin)

Von Sylvia Möcklin

 

Aalen - Es gibt viele Menschen, die zuhause einen ihrer Angehörigen pflegen. Doch ist wenig von ihnen zu hören. „Pflegende Angehörige laufen unterm Radar“, weiß die Supervisorin Christine Class. Mehr noch: „Das jetzige System ist für pflegende Angehörige unfair“, sagt Dr. Inge Gräßle. Daran soll sich etwas ändern. Als einen Schritt auf diesem Weg hat Christine Class die Bundestagsabgeordnete zu einer Gesprächsrunde eingeladen, in der Betroffene erzählen, was sie leisten und was ihnen fehlt. Engagiert mit dabei: Margot Wagner vom Kreisfrauenrat Ostalb.

Annegret Schatz, 68 Jahre alt, hat aufgeschrieben, was sie nicht aussprechen kann: „Das bin ich: pflegende Angehörige, in ständiger Sorge und Fürsorge um meinen an Parkinson erkrankten Mann, ständig zu Hause, am Abgrund stehend einer vor sich hin kriechenden, ausweglosen Krankheit, ... ,gefangen in der Hilflosigkeit der Abhängigkeit, nach glücklichen Jahren, mutlos, kraftlos, traurig - sieht man mir das an?“

Ihr Text ist für den Deutschen Katholikentag vom 25. bis 29. Mai in Stuttgart gedacht, ebenso wie andere kreative Werke von Frauen aus dem Gesprächskreis für pflegende Angehörige, den Christine Class leitet und
der von der katholischen Sozialsta-tion Sankt Martin getragen wird.

Vier der Frauen sind an diesem Vormittag gekommen. Sieglinde Abele, 60, pflegt ihren Mann, der mit 50 Jahren erkrankte und heute dement ist. Rita Groß, 73, kümmert sich um ihre Mutter, die in diesem Jahr 100 wird. Irmgard Schlotterer, 72, pflegt ihren Mann, der vor rund 20 Jahren bei einem schweren Verkehrsunfall ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hat. Sie hat für den Katholikentag ein Bild mit einer strahlenden Sonne vor düsterem Hintergrund gemalt: „Egal, wie schwarz es drumherum ist“, erklärt sie den anderen: „Die Sonne
geht jeden Morgen wieder auf. Das trägt mich.“

Ihr Bild zeigt, wie viel Kraft pflegende Angehörige brauchen. Sie fragen sich, warum dazu äußere Strukturen kommen müssen, die ihnen die Pflege noch erschweren. „Wenn man viel Geld hat, kann man die häusliche
Pflege wunderbar einrichten“, sagt Annegret Schatz. Man könne Leute ins Haus holen, die die Pflege übernehmen. Doch klaffe die Schere auseinander zwischen denen, die solche Leistungen mühelos bezahlen könnten und denen, die das Meiste selbst verrichten. Wie niederdrückend es ist, wenn Staat und Versicherungen die Leistung der pflegenden Angehörigen zu gering schätzen, kommt an diesem Morgen zur Sprache.

Es beginne mit der finanziellen Bevorzugung der Pflegeheime. „Ich verstehe das nicht“, sagt Annegret Schatz. „Nur, wenn ich meinen Partner ins Pflegeheim bringe, erhalte ich Geld von der Pflegekasse. Wenn ich ihn zuhause pflege, aber nicht.“ Stattdessen müssten pflegende Angehörige Hilfeleistungen aus fünf verschiedenen Töpfen beantragen und oft genug gegen deren Ablehnung Widerspruch einlegen, ergänzt Christine Class. Ihrer Würde entspräche, wenn die Leistungen zusammengefasst würden und sie selbst entscheiden könnten, was ihre jeweilige Situation unterstützt. „Man muss zu Hinz und Kunz, um aus jedem Fördertopf etwas zu beantragen, weiß oft nicht, an wen man sich wenden kann, und muss alles erfragen“, bestätigt Rita Groß. „Und wenn morgens eine Pflegekraft fürs Waschen ins Haus kommt, wird mir das von meinem Pflegegeld abgezogen, obwohl ich trotzdem 24 Stunden lang da bin“, ergänzt Annegret Schatz. „Diese Gesetzgebung ist unverständlich.“

Die Pflegeheime seien finanziell bessergestellt, bestätigt Margot Wagner: „Pflegende Angehörige fallen unter den Teppich, weil sie keine Lobby haben.“ Stattdessen schaffe die Politik mit ihrer Gesetzgebung einen „Zug ins Heim“, und das, obwohl rund 80 Prozent der Menschen im Pflegefall eigentlich lieber zuhause bleiben würden. Sie organisiere damit auch selbst den Mangel an Pflegeplätzen mit, sagt Inge Gräßle. Um das zu ändern, müsste man die häusliche Pflege besser stellen, also ihren finanziellen Anteil „gewaltig erhöhen“. Große Chancen räumt die Politikerin diesem Ansinnen im Bund nicht ein: Die Kosten der Coronapandemie ließen kaum Spielraum.
Für eine Zusammenfassung der verschiedenen Hilfeleistungen einzutreten nahm die Bundestagsabgeordnete dagegen als Auftrag aus dem Gespräch mit, ebenso wie einen Wunsch, den Annegret Schatz aussprach: „Dass die Pflegenden in eigener Verantwortung entscheiden, für was sie die Hilfsgelder ausgeben, sei es fürs Vorlesen oder eine polnische Hilfskraft.“

Unterschiedliche Erfahrungen haben die Betroffenen mit einer 24-Stunden-Pflegekraft im Haus gemacht. „Mit rund 3000 Euro im Monat kostet das fast so viel wie ein Heimplatz“, sagt Annegret Schatz. Inge Gräßle, die das Thema häusliche Pflege auch persönlich berührt, erlebt Positives: „Ohne die hingebungsvolle Pflege unserer
Polin würde meine fast 92-jährige Mutter nicht mehr leben.“ Eine Neuregelung der 24-Stunden-Pflege, an der die Koalition in Berlin arbeite, sieht sie äußerst kritisch. „Sie ist gut gemeint, um Schwarzarbeit zu bekämpfen und gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, macht das Modell aber unmöglich“, so Inge Gräßle. Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts steht der Mindestlohn auch ausländischen Betreuungskräften zu, sowohl tagsüber als auch nachts. Für einen Pflegebedürftigen zuhause müssten drei Pflegekräfte im Schichtdienst beschäftigt werden. Auch die Kosten würden sich damit verdreifachen. Kommt die Neuregelung, so Gräßle, bedeute sie für die
24-Stunden-Pflege in der Praxis das Aus.

Ob mit Pflegekraft im Haus oder ohne: Bei manchen pflegenden Angehörigen schmilzt mit der Zeit das Ersparte „wie Butter in der Sonne“ - gerade, wenn mit dem Ehemann der Hauptverdiener zum Pflegefall geworden ist
und die Ehefrau für seine Pflege ihre eigene Berufstätigkeit aufgibt. Erst, wenn vom Vermögen nur noch 5000 Euro auf dem Konto sind, springe das Sozialamt ein, bestätigt Inge Gräßle. Zwar stehe im Koalitionsvertrag, das Schonvermögen solle erhöht werden. Doch bezweifelt die Abgeordnete, dass es in der derzeitigen Finanzlage so kommt. Damit würden pflegende Angehörige zu Sozialfällen gemacht, kritisiert Irmgard Schlotterer. In der Folge sei auch die Rente betroffen: Es bestehe die Gefahr, dass pflegende Angehörige, zumeist die Frauen, in Alters-armut fielen. Gräßle kann nur zustimmen und ergänzen: „Braucht ein Elternteil die Pflege, ist es oft das elterliche Haus, das „draufgeht“. Sie rät zur Beratung. „Jeder Fall ist hier ein Einzelfall, jeder muss damit zum Spezialisten gehen.“

Dieser Rat steht im Gegensatz zu einem Wunsch, der alle Gesprächsteilnehmerinnen umtreibt: eine einzige Anlaufstelle zu schaffen, bei der pflegende Angehörige sich umfassend beraten lassen könnten, statt „von Pontius zu Pilatus zu laufen“, formuliert es Christine Class. Sie plädiert außerdem für eine „aufsuchende Struktur“ für ältere pflegende Angehörige, also dass ein Berater in die Familie komme. Einen Lobby-Verein für pflegende Angehörige, den Margot Wagner anregt, gibt es mit dem Verein „Wir pflegen“ bereits: allerdings noch nicht in Baden-Württemberg. „Die Strukturen sind da. Wir bräuchten nur Personen, die das hier machen“, wirbt Christine Class.
Auch Sieglinde Abele hat ein Vorhaben. Sie hat erkannt, dass die Tagespflege in ihren Strukturen hauptsächlich auf gebrechliche Menschen ausgerichtet ist. Deshalb möchte sie eine Betreuungsgruppe für mobile Demente wie etwa ihren eigenen Mann aufbauen. Nach 45 Jahren Berufstätigkeit sei ihre Rente sicher, die Kinder aus dem Haus, sie könne für ihn da sein. „Ich will das alleine schaffen.“ Doch ein paar Stunden gebe sie ihren Mann in
die Tagespflege, „denn ich brauche auch Zeit für mich“.

Inge Gräßle hört sich alle Forderungen an. Nicht allen räumt sie politische Chancen ein, verspricht aber, sich für die Stärkung der häuslichen Pflege einzusetzen und die Frauen über den Stand der Debatte in der Koalition auf dem Laufenden zu halten: „Ich bin auf Ihrer Seite.“

Aalener Nachrichten 29.01.2022

 

Unser Kreisfrauenrat Ostalb in der Presse

Rems-Zeitung vom 10.01.2022

Frauen in Orange sagen: „Nein zu Gewalt an Frauen!“

Ipf- und Jagstzeitung vom 29.11.2021


Kreisfrauenrat und Kooperationsgruppen luden zum Dokumentarfilm „Woman“ ins Regina-Filmtheater ein
Von Josef Schneider.

Ellwangen 
„Nein zu Gewalt an Frauen!“ Unter diesem Motto haben die Kooperationspartnerinnen des Kreisfrauenrats Ostalb am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zu einem Kinoabend ins Regina-Filmtheater in Ellwangen eingeladen. Für alle, die mit einem orangefarbenen Kleidungsstück ins Kino kamen, war der Eintritt frei.
Unter den 41 Besucherinnen und Besuchern waren drei Männer.
Zu der Demonstration eingeladen hatten die Kooperationspartnerinnen des Kreisfrauenrats Ostalb, der Verein aakademie, der Frauenrat Ellwangen, die Ellwanger Filminitiative efi, die Beauftragte für Chancengleichheit der Stadt, Soroptimist International Club Ellwangen und das Regina-Kino.

Mehtap Derin vom Verein aakademie (Aalener Akademie Verein für Kultur und Dialog) zeigte sich glücklich, dass man an diesem Tag gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen konnte. „Ich bin aber auch sehr traurig, dass es so einen Tag geben muss“, sagte sie in ihrer Ansprache im Foyer des Kinos. Leider seien Gräueltaten gegen Frauen überall auf der Welt zu finden. Dabei blickte Derin in die Türkei: „Die Fälle von Gewalttaten, Verbrechen, Fluchten aus dem Land haben sich vervielfacht.“ Unschuldige Menschen würden verhaftet werden, weil sie gegen Erdogans Regime seien.
So sei seit zwei Monaten auch die Lehrerin Ayse Özdogan inhaftiert, sie habe eine über neunjährige Haftstrafe erhalten: „Weil sie eine Lehrerin ist und in einer der Schulen, die Erdogans Regime geschlossen hatte, unterrichtete.“ Das Schlimme sei, dass sie im Endstadium Krebs habe und nicht mehr lange leben werde. Ihr würden Medikamente verweigert, die sie dringend benötige.

Dazu sei sie in einer Zelle mit vielen Frauen eingeschlossen. „Ayse ist eine von Hunderten Frauen, die zu Unrecht verhaftet wurden“, sagte Mehtap Derin. Sie erhob eine Stimme für Ayse Özdogan, sprach für alle Frauen und forderte Solidarität: „Ich bin ein Mensch und mein Körper gehört mir, und niemand hat das Recht, uns ungewollt anzufassen, zu verletzen oder gar zu töten. Genug ist genug.“
Olga Krasniqi begrüßte im Namen der Stadtverwaltung, des Ellwanger Frauenrats und des Sprach-Spiel-Treffs. Sie berichtete von der Deutschlerngruppe des Sprach-Spiel-Treffs für Frauen und ihre Kinder, wo am Donnerstag ganz offen über Gewalt an Frauen gesprochen wurde. Kein Opfer sollte sich schämen müssen. Vielmehr sollte sich der Täter schämen, so Krasniqi: „Der Täter sagt aber immer zum Opfer: Du bist schuld! Du hast mich so provoziert, dass ich gewalttätig wurde.“ Krasniqi thematisierte die vielen Gesichter von Gewalt: Physische, sexualisierte, ökonomische, soziale und psychische wie Manipulation und Mobbing. Auch die Manipulation von jungen Frauen durch Loverboys, die die Frauen dann in die Prostitution treiben, nannte Krasniqi.
Margot Wagner, Sprecherin des Kreisfrauenrats Ostalb, freute sich über den Besucherzuspruch. Es sei wichtig, den Frauen im Ostalbkreis eine Stimme zu geben, sagte sie. Sie forderte dazu auf, den Frauen, die Gewalt erfahren haben, zuzuhören, ihnen zu glauben, zu helfen und ihnen Zuneigung zu geben: „Wir gucken auch in Zukunft auf Gewalt.“

Verena Rothmaier von der Ellwanger Filminitiative efi ging es darum, mit den Orange Days, die es in Ellwangen seit 2018 gibt, auf die alltägliche Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren. Rothmaier wies auch auf die Bierdeckelaktion „Nein zu Gewalt an Frauen“ von Soroptimist International Club Ellwangen und Stadt Ellwangen hin.

Der gezeigte Dokumentarfilm „Woman“ von Anastasia Mikova und Yann Arthus-Bertrand aus dem Jahr 2020 basiert auf einer Aktion, bei der 2000 Frauen in 50 Ländern interviewt wurden und ihre Stimme erheben, und thematisiert Emotionen, Träume und Hoffnungen. Der Film greift dabei Themen wie Erfolg und Misserfolg, Bildung, Beruf, Ehe und Kinder, Ängste und Freude, das Erleben und Empfinden von Sexualität, Beschneidung, Abtreibung und Vergewaltigung auf.

Frauen, die Gewalt erleben oder erlebt haben, erfahren Hilfe bei der Stadt Ellwangen, Telefon 07961 / 84-257, bei der Polizei Ellwangen, Telefon 07961 / 9300 und am Hilfetelefon 08000 / 116016 (mehrsprachig, kostenfrei).

 

Schwäbische Post 15.07.2021
Schwäbische Post 15.07.2021
Schwäbische Post 11.05.2021

Bessere Zukunft für die Pflege

Weiberfastnacht in Pandemiezeiten

Frauen gegen Gewalt

Thema Prostitution

Ipf- & Jagst Zeitung vom 2.11.2020

Wahlrecht und Geschlechterparität

Remszeitung 21.10.2020

Care Arbeit

Rems-Zeitung 10.10.2020

Gegen Prostitution

Schwäbische Post 4.6.2020
Schwäbische Post 7.7.2020

Frauen wollen raus aus der Sackgasse

12. März 2020 - Viktor Turad (Freier Mitarbeiter der Schwäbischen)

AALEN - Viele Frauen im Ostalbkreis haben höhere Schul- und Bildungsabschlüsse und auch bessere Noten als Männer. In ihrer anschließenden Berufsbiografie schlägt sich diese Überlegenheit aber nicht adäquat nieder. Dies ist ein Ergebnis einer Studie des Kreisfrauenrats in Zusammenarbeit mit der Hochschule Aalen, die Dr. Julia Frank in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Kreistags vorgestellt hat.
Jetzt müsse ein frauenpolitisches Konzept her, forderte Stephanie Eßwein (CDU) und signalisierte, dass ihre Fraktion dafür ist, Gelder bereitzustellen, damit die Daten ausgewertet und Handlungsempfehlungen entwickelt werden können.
So gut wie keine Frau, ergibt sich aus der Studie unter der Überschrift „Frauen! Was muss sich ändern, wenn es besser werden soll?“, hat gar keinen Schulabschluss. 35,5 Prozent haben die Realschule absolviert, rund 34 Prozent verfügen über einen Hochschul- und Universitätsabschluss. Wobei es bei den höchsten Abschlüssen keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen mit und ohne Migrationshintergrund gibt.
Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt übrigens mit 40 Prozent bei Frauen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren, also bei denen, wie es dort heißt, die die sogenannte Rush-Hour des Lebens hinter sich haben. Die Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen, die in Ausbildung, Studium oder am Berufsanfang sind, umfasst 20 Prozent, die der 35- bis 50-Jährigen, die in der Lebensmitte sind und sich mit der Gründung einer Familie befassen, bei 28 Prozent.
Mehr als jede zweite Frau (60 Prozent) ist in Voll- oder Teilzeit oder als Selbstständige tätig. Nimmt man nur die Frauen, die dem Arbeitsmarkt tatsächlich zur Verfügung stehen, also nicht Hausfrauen, Rentnerinnen, in Qualifizierungsmaßnahmen oder in Mutterschaftsurlaub beziehungsweise Familienzeit sind, dann sind sogar 80 Prozent der Frauen erwerbstätig.
Sind sie das in der Landwirtschaft, gehen sie oft noch einer Tätigkeit außerhalb nach und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Gesamteinkommen landwirtschaftlicher Betriebe. Sie schützen aber auch sich selbst vor Altersarmut. Bei der Betreuung von pflegebedürftigen Eltern oder Schwiegereltern sind es wiederum die Frauen, die diese Aufgabe übernehmen. Überhaupt, so ein weiteres Ergebnis der Studie, schultern Frauen nach wie vor allein die Familienpflichten.
Drei Viertel der Frauen sind zufrieden mit ihrem aktuellen Erwerbsstatus. Die Gründe für Unzufriedenheit sind vielfältig und reichen von den Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen bis zu den Einkaufsmöglichkeiten. Jede zweite Frau ist mit ihrer persönlichen Wohnsituation und mit ihrer sozialen Ein- und infrastrukturellen Anbindung zufrieden. Bei 39 Prozent gilt dies mit Einschränkungen, bei sieben Prozent gar nicht.
Mit der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege sind in etwa gleich viele Frauen zufrieden oder unzufrieden. Dies relativiert sich allerdings, wenn man weiß, dass von den befragten Frauen etwa jede Dritte teilzeitbeschäftigt ist, für sie also alle Anforderungen leichter unter einen Hut zu bringen sind. In der Studie wird deshalb vermutet, dass die Zufriedenheit unter den Bedingungen der Vollzeitbeschäftigung entsprechend weniger ausgeprägt wäre.
Auch fehlende Ganztagsplätze, wenig flexible Zeiten bei der Kinderbetreuung und nicht ausreichende Angebote bei der Seniorenbetreuung machen den Frauen das Leben schwer. In der Studie ist daher von einer Sackgasse die Rede: Wenn Frauen zwar einer Erwerbstätigkeit nachgehen wollten, ihnen aber die Unterstützung etwa bei der Kinderbetreuung fehlt, stellten viele ihren Kinderwunsch entweder zurück, reduzierten ihn oder unterdrückten ihn ganz.
Andererseits verzichteten junge Mütter auf eine Erwerbstätigkeit, um ihre Kinder betreuen zu können. Die Folge: Es fehlen sowohl Kinder als auch Arbeitskräfte.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Ostälblerinnen sich stark ehrenamtlich engagieren, nämlich zu rund 60 Prozent. Je älter die Frauen sind, desto mehr engagieren sie sich. Bei den unter 35-Jährigen dagegen sind es nur halb so viele, wie es ihrem zahlenmäßigen Anteil an der Bevölkerung entspricht.
Auf die engagierten Frauen könne man stolz sein, sagte Stephanie Eßwein. „Frauenpolitik ist Strukturpolitik und somit unser aller Politik!“ Ein gemeinsames politisches Konzept nicht nur für Frauen forderte Veronika Gromann (Grüne). Männer sollten sich nicht wie Gottes Geschenk an die Menschheit aufführen, schmunzelte Carola Merk-Rudolph. „Gemeinsam können wir was erreichen.“ Handlungsempfehlungen voranzubringen, regte Bernhard Ritter (Freie Wähler) an, an Ressourcen dürfe dies nicht scheitern. „Jetzt erst recht, liebe Frauen und Männer“, wandte sich Cynthia Schneider (Linke) an das Gremium. „Gemeinsam werden wir es schaffen.“

 

Schwäbische Post 25.06.2020
Schwäbische Post 25.06.2020
Schwäbische Post 27.04.2020

Omas gegen Rechts - Frauen gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit

Südwestumschau 14. März 2020

Equal Pay Day - Tipps zur Berufswahl von Kreisfauenrätin Margot Wagner

Ipf- und Jagst-Zeitung 10.3.2020

Kreisfrauenrat Ostalb als Blaupause für tunesische kommunale Mandatsträgerinnen

Frauennetzwerke in Tunesien. Sechste von rechts Dr. Julia Frank

Frauennetzwerke als Schlüssel zu mehr gelebter Demokratie

Kreisfrauenrat Ostalb als Blaupause für tunesische kommunale Mandatsträgerinnen

Allen Bemühungen zum Trotz sind Frauen in politischen Gremien in Deutschland nach wie vor stark unterrepräsentiert. Diesen Zustand insbesondere auf kommunaler Ebene zu ändern haben sich im Jahr 2013 Bürgerinnen und Organisationen unserer Region zum „Kreisfrauenrat Ostalb“ zusammengeschlossen. So entstand ein Netzwerk, das mit seinen Forderungen und Vorschlägen auf der politischen Ebene Gehör findet und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Und nicht nur hier: In der jungen tunesischen Demokratie diskutieren kommunale Mandatsträgerinnen am Vorbild des Kreisfrauenrats Ostalb, wie durch eine Vernetzung der Einfluss von Frauen bei politischen Entscheidungen gestärkt werden kann.

Bedingt durch Vorgaben des tunesischen Wahlrechts haben Frauen bei der Kommunalwahl in letzten Jahr zwar
47 % der Mandate errungen – für deutsche und nicht zuletzt auch baden-württembergische Verhältnisse, wo es in Oberkochen sogar einen frauenfreien Gemeinderat gibt, eine geradezu traumhafte Quote. Aber weder die  Frauen noch die Männer in diesem vorherrschend patriarchalisch geprägten Land waren auf eine solche Präsenz vorbereitet. Als Einzelkämpferinnen lässt sich diese Situation nicht verbessern, zur Netzwerkbildung fehlen den Frauen aber Vorbilder.
Die vor Ort tätige, dem Bundesentwicklungshilfeministerium unterstehende „Gesellschaft für industrielle Zusammenarbeit“ (GIZ) bot ihre Hilfe an. Auf ihre Einladung hin diskutierten drei Vertreterinnen des bundesweiten frauenpolitischen „Helene-Weber-Netzwerks“ – unter ihnen die Lorcherin Dr. Julia Frank – mit tunesischen Mandatsträgerinnen, wie der Aufbau eines solchen Frauennetzwerks in Tunesien gelingen könnte – entweder als nationale Lösung „von oben“ oder als regionale Lösung „von unten“.
Als stellvertretende Vorsitzende des Kreisfrauenrats Ostalb konnte Julia Frank sehr konkrete Vorschläge für eine Lösung „von unten“ machen und vorhandene Materialien dieses Gremiums überreichen. Es wurde die Idee ins Spiel gebracht, nach diesem Vorbild ein regionales Netzwerk in Tunesien mit Unterstützung des Helene-Weber-Netzwerks aufzubauen – quasi ein deutsch-tunesisches Netzwerk. 

Der Gedankenaustausch wurde von allen Teilnehmerinnen als so vielversprechend angesehen, dass er weiter fortgeführt werden soll.

 

Pressebericht Schwäbische Post 09.10.2019
Pressebericht Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten 30.09.2019
Pressebericht Schwäbische Post 08.06.2019
Pressebericht Ipf- und Jagst-Zeitung/AA Nachrichten vom 18.3.2019
Pressebericht SchwäPo vom 18.3.2019
Pressebericht Südfinder vom 20.3.2019
Pressebericht Schwäbische Post vom 22.1.2019
Pressebericht Schwäbische Post vom 15.2.2019
Pressebericht Schwäbische Post vom 12.2.2019
Pressebericht AA Nachrichten/Ipf- und Jagst-Zeitung vom 24.1.2019
Pressebericht Schwäbische Post vom 19.1.2019
Übergabe an Landrat Pavel, Quelle: Landratsamt Ostalbkreis
Pressebericht Schwäbische Post vom 25.9.2018
Pressebericht Schwäbische Post vom 21.7.2018
Pressebericht Schwäbische Post vom 13.7.2018
Pressebericht Hohenloher Tagblatt vom 15.6.2018
Pressebericht Schwäbische Post vom 27.4.2018
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